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Einleitung

Herzlich willkommen in Thonon les Bains, der Hauptstadt des Chablais und Unterpräfektur der Haute-Savoie. Auf diesem Spaziergang zum Seeufer unter dem Titel „Von Schloss zu Schloss” führen wir Sie durch die Geschichte Thonons vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Entdecken Sie von Schloss Thonon zu Schloss Rives und von Schloss Bellegarde zu den Schlössern La Fléchère und Ripaille einige der Gesichter und Schätze dieser Stadt am Genfersee, die zu einem berühmten Thermalkurort wurde.

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Schlossplatz

Sie stehen auf dem Schlossplatz, der für die Einwohner von Thonon eine symbolträchtige Bedeutung hat. An dieser Stelle erhob sich im Mittelalter das Verwaltungszentrum der Stadt: das Schloss Thonon, das Herzog Amadeus V. von Savoyen 1288 als Festung erbaute. Ursprünglich aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung und strategischen Lage von Thonon angelegt, wurde die Festung im 15.

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102- funiculaire

Die Standseilbahn

Machen Sie Halt an der Bank auf halber Höhe, um mehr über die Standseilbahn zu erfahren. Die Standseilbahn (Funiculaire), die am Rande des Ortsteils Rives entlangführt, zählt heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Thonon. Sie bietet eine bequeme Verbindung zwischen der Ortsmitte und dem Hafen Rives, der etwa 50 Höhenmeter weiter unten liegt. Die Standseilbahn wurde 1888 vom Schweizer Ingenieur Auguste Alesmonières erbaut. Eine Besonderheit ist ihr kurviger Verlauf – sie ist der wenigen auf der Welt, deren Waggons sich sogar in einer Kurve kreuzen!

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Ortsteil Rives

Das malerische Viertel am Fuß der Stadt wurde im 13. Jahrhundert auf einem quadratischen Grundriss angelegt und 1295 befestigt. In diesem Dorf mit seinen schmalen, steilen Straßen lebten einst die Rivaillons, Fischerleute und Schiffer. Lange Zeit blieb der Ortsteil abseits der Oberstadt. Bis zum 19. Jahrhundert musste er warten, um zwei Waschhäuser zu erhalten: ein kleines gegenüber dem Château de Rives und ein großes in der Rue du Port. Neben dem großen Waschhaus stand früher das industrielle Eishaus, das Hoteliers, Fischer und Privatleute mit Eis belieferte. Bis zum Hafenbau im 19.

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JEP@Sémaphore photographie (47) recadrée carré

Zungenturm / Schloss Montjoux / Kapelle von Rives

Die Kapelle von Rives ist St. Peter und Paul geweiht und wurde 1860 von Graf Joseph Gerbaix de Sonnaz als Privatkapelle im neogotischen Stil erbaut. Später wurde sie der Pfarrei gestiftet, 1876 ging sie in Stadtbesitz über. Gegenüber der Kapelle steht der Zungenturm (Tour des Langues). Er wurde im Mittelalter erbaut und überragt den Fischerhafen. Doch wie kam er zu seinem eigenartigen Namen? Die Geschichte führt uns ins Mittelalter zurück. Damals mussten Fleischer ihrem Herren Tribut zahlen, indem sie für jedes geschlachtete Vieh eine Rinderzunge abgaben. Die Feudalsteuer wurde an diesem Turm entrichtet.

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105- débarcadère cgn

CGN Landungsbrücke

Dies ist die Landungsbrücke der Compagnie Générale de Navigation, der Schifffahrtsgesellschaft, deren Schiffe von Thonon an das Schweizer Ufer fahren. Die Schweizer Gesellschaft ist das emblematische Aushängeschild des Genfersees und entstand 1873 durch die Vereinigung der drei damaligen Schifffahrtsgesellschaften, die sich die Routen des Genfersees teilten.

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106- écomusée 2

Fischerhafen und Ökomuseum der Fischerei

Sie befinden sich mitten im Fischerhafen, in dem heute noch etwa ein Dutzend Fischer aktiv sind. Jeder Fischer besitzt einen solchen Schuppen oder Häuschen. Sie dienen ihnen als eine Art Werkstatt, um den Fang zu lagern, zuzuschneiden und zu verarbeiten.

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107- ancienne douane

Das alte Zollhaus am Platz 16 Aout 1944

Dieser Platz entstand ebenso wie der Hafen am Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Anschluss Savoyens an Frankreich im Jahr 1860. Doch der Name des Platzes bezieht sich auf ein Ereignis jüngeren Datums. Er erinnert an die Kämpfe zur Befreiung von Thonon, die im Zweiten Weltkrieg in Rives ausgefochten wurden. Vor Ihnen steht das alte Zollhaus, das von Louis Moynat gebaut wurde, einem renommierten Architekten aus Thonon. Er baute auch die Hotelfachschule und den Brunnen im Thermalpark, den sogenannten Champignon de la Versoie.

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108- snlf et pisciculture

Segelschule (SNLF) / Fischzucht

Neben der großen Rasenfläche, die bei schönem Wetter ein beliebter Picknickplatz ist, befindet sich das Gebäude der Société Nautique du Léman Français, die Segelschule von Thonon. Sie trug dazu bei, dass Thonon seit 2010 das Qualitätssiegel France Station Nautique 4**** führen darf, das höchste Qualität in Bezug auf Wassersportangebot und Betreuungsqualität bescheinigt. Die Flagge der Station Nautique flattert neben vier anderen über der Rasenfläche vor dem Gebäude. Hier können Sie nicht nur segeln, sondern auch paddeln, wakeboarden oder rudern. Auch Wildwasseraktivitäten werden angeboten, wie Paddeln oder Hydrospeed auf der Dranse, die in den Genfersee mündet.

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109- quai de ripaille
Le quai de Ripaille

Das Schloss La Fléchère und der Quai von Ripaille

Unter den alten Villen, die die Uferpromenade Quai de Ripaille bis hin zum Gemeindestrand säumen, fällt das beeindruckende Seniorenheim Les Balcons du Lac auf. An dieser Stelle stand früher das Schloss La Fléchère. Es wurde im 15. Jahrhundert erbaut, war nach dem 17. Jahrhundert im Besitz verschiedener Familien und wurde im 19. Jahrhundert zum Kloster der Kapuziner, dann der Jesuiten und schließlich zu dem der Schwestern der Nächstenliebe. Die Bronzestatue des Heiligen Herzens auf der Terrasse wurde im Zweiten Weltkrieg weiß bemalt, um die Beschlagnahmung durch die Nazibesatzung zu vermeiden.

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110- Lac Léman

Der Genfersee

Seit einigen Minuten schlendern Sie am Ufer des Genfersees entlang, darum möchten wir Ihnen nun auch einiges über den größten See Westeuropas erzählen. Der Genfersee ist 72,8 km lang, maximal 14 km breit und wird von Ost nach West von der Rhone durchflossen, die mit 75 % der Hauptzufluss ist. Der tiefste Punkt misst 310 Meter – was ungefähr der Höhe des Eiffelturms entspricht! Der Genfersee ist heute der größte Alpsee in Zentral- und Westeuropa.

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112- plage municipale

Gemeindestrand – Wald von Ripaille

Der Gemeindestrand wurde 1952 auf Betreiben von Georges Pianta angelegt, der von 1944 bis 1980 Bürgermeister von Thonon war. Seine Gestaltung übernahm der Thononer Architekt Maurice Novarina. In der privilegierten Umgebung des drei Hektar großen Parks voller Blumen bietet die schöne Anlage mehrere Wasserbecken und Zugang zum See. Das Seeufer und der Kiefernwald können aber auch über den Weg entlang des Gemeindstrands und der Weinberge erreicht werden. Ein Teil des Strands ist seit 1997 für Nudisten reserviert, was den Weg entlang der hohen Mauer des Waldes von Ripaille, der einst Jagdrevier der Herzöge von Savoyen war, aber keineswegs beeinträchtigt.

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113- géosite de Ripaille
Départ du sentier du Géosite de Ripaille

Geostätte Ripaille

Mit den Weinbergen umfasst die Schlossdomäne das Gebiet bis zum Eingang des Waldes von Ripaille und bietet freien Blick auf den Dent d’Oche. Mit seinen 2222 Metern ist er einer der höchsten Gipfel des Chablais und bei Bergsteigern sehr beliebt. Der Geopark Chablais umfasst viele entdeckenswerte Stätten. Sie sind auf einer Karte verzeichnet, die auf Anfrage im Fremdenverkehrsamt von Thonon erhältlich ist. Alljährlich werden Aktivitäten mit Bergführern und Führern des Unesco Geoparks Chablais organisiert.

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114- château de ripaille

Schloss Ripaille

Das Schloss Ripaille zählt zu den kunsthistorischen Juwelen der Haute Savoie. Es wurde im 15. Jahrhundert vom ersten Herzog von Savoyen, Amadeus VIII., als Einsiedelei am Genfersee erbaut. Der Herzog wollte sich in diese Stätte in herrlicher Lage am Genfersee zurückziehen. Später wurde es Eigentum verschiedener Orden, darunter der Kartäuser, die die Domäne bis zur Französischen Revolution im 17. Jahrhundert bewirtschafteten. 1892 nahm der elsässische Großindustrielle und Kunstliebhaber Frederic Engel Gros die Restaurierungsarbeiten am Schloss auf. Er beauftragte bedeutende Architekten, die das Schloss im Jugendstil renovierten. Dank Engel Gros wurde Ripaille zu einem Modell modernen Wohnkomforts der damaligen Zeit.